Nachruf für René Siegrist oder vielmehr für Hägg

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Man kann das Leben von René Siegrist zusammenfassen, wie die meisten anderen auch:

  • Geboren am 14. September 1936
  • Obligatorische Schule
  • Laufsportler
  • KV-Lehre
  • Sachbearbeiter bei einer Versicherung
  • Trainer und Jugendarbeiter in Binningen
  • Gestorben am 26. Januar 2020

Dieser Lebenslauf trifft wohl zu, beschreibt aber in keiner Weise, wer Hägg wirklich war und was er erlebt und bewegt hat. Eigentlich müssten wir in den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts beginnen, um das Leben und Wirken von René Siegrist zu beschreiben. Wir als Handballverein HB Blau Boys Binningen kennen aber diese frühen Lebensjahre gar nicht wirklich in denen er unter anderem durch seine sportlichen Leistungen im Laufsport auffiel und sich so den Übernamen Hägg verdiente. (Der Schwede Gunder Hägg war in den 40er Jahren der Mittel- und Langstreckenläufer schlechthin, der die Weltrekorde über sämtliche dieser Distanzen hielt.) Wir, der HB Blau Boys Binningen, lernten Hägg erst kennen, nachdem er diesen Übernamen schon hatte und er nicht mehr aktiver Läufer war.

Anstelle einer Aufzählung seiner Lebensabschnitte und deren Jahreszahlen möchten wir ihn lieber mit der Frage beschreiben: Wer war Hägg für uns Blau Boysler und für die Menschen um ihn herum?

Hägg war ein Mann, der sich von Herzen in Andere investierte und sich für sie interessierte. Dabei machte er keinen Unterschied zwischen arm oder reich, privilegiert oder benachteiligt, erfolgreich oder erfolglos. Für ihn war jeder Mensch es wert, Zeit, Liebe und Geld in ihn zu investieren. Sein Hauptaugenmerk galt der Jugend. Und für ihn war schon früh in seiner Jugendarbeit klar, dass es für junge Menschen sehr wichtig ist, dass sie christliche Werte kennenlernen dürfen, Vertrauen erfahren und schenken können sowie einer sinnvollen, attraktiven Freizeitbeschäftigung nachgehen. Aus dieser Erkenntnis gründete er in den 50er Jahren die Blau Kreuz Bubengruppe Binningen und später ergänzend dazu den Handballverein Blau Boys (daher also der Vereinsname). Für die Kinder in der Jugendgruppe war er das Vorbild, der Koch, der Motivator, der Berater, der Seelsorger und der gute Geist. Für uns Blau Boysler war er der Gründer, der Präsident, der Trainer, der Ehrenpräsident, der Mann mit dem offenen Ohr und über die gesamte Zeit der Zuhörer und gute Geist. Zu Beginn leitete er noch selbst die Trainings und die Sommerlager oder begleitete die Junioren an das Turnier in Partille (Schweden). Als dann die ersten seiner Juniorinnen und Junioren «flügge» waren, übernahmen diese das «operative Geschäft» und Hägg konnte sich mehr seiner grossen Leidenschaft, dem Fördern, Motivieren, Zuhören und Dienen widmen. Doch selbst mit über 75 Jahren leitete er aushilfsweise mal ein Mini-Training und bis vor wenigen Jahren stand er bei fast jedem Mini-Turnier mit Blau Boys Beteiligung am Spielfeldrand und feuerte die Juniorinnen und Junioren aufmunternd an. Am Schluss der Spiele hatte er für Jeden eine Belohnung oder ein gutes Wort bereit.

Erst in den letzten fünf, sechs Jahren ist es ruhiger geworden um ihn. Er musste sich aus gesundheitlichen Gründen vom Vereinsleben zurückziehen und konnte nicht mehr vor Ort präsent sein. Mit Gedanken und Gebeten (auch eine seiner Stärken) stand er aber bis zu seinem Tod hinter dem Verein und den Minis, die er übrigens alle immer mit Namen kannte. Noch am Freitag vor seinem Tod hat ihn unser heutiger Präsident besucht und ihn etwas gedämpft, aber aufmerksam in seinem legendären Blau Boys Puma-Trainer angetroffen. Drei Tage später ist Hägg gestorben. Seine Spuren sind heute unübersehbar: Ein Handballverein, der es in Zusammenarbeit mit anderen Vereinen der Region mit den Damen bis in die höchste Liga und mit den Herren bis in die 1.Liga geschafft hat, sowie mehrere Generationen von jungen Menschen, die dank seiner Unterstützung motiviert ihr eigenes Leben in Angriff genommen haben und seine Werte weitertragen. Uns bleibt die Erinnerung an einen Menschen, der den biblischen Begriff der Nächstenliebe zu 100% gelebt hat, mit aller Kraft, allem zeitlichen Einsatz, allen ihm zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln und unendlich viel Liebe.

Hägg, wir wünschen Dir, dass Du nun das «erleben» darfst, wovon Du uns immer erzählt hast. Oder wie unsere Junioren das heute ausdrücken: Hägg, R.I.P!

 

HB Blau Boys Binningen